Auschnitte aus dem Buch Paradiary - Tagebuch einer Rollstuhlsportlerin
12. August 2012
... Zdenek bringt Pepan bei, wie man den Rasenmäher mit Rotationsmaschine
bedient. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich stelle mir vor, wie die
Mähmaschine in die Grashalme schneidet und wie Pepan auf die rotierende Klinge fällt. Ich ziehe
die Leiter auseinander. Sie reicht gerade eben bis zu den höchsten Ästen. Ich
pflücke die Birnen und höre das Geräusch des Motors. Ich versuche, die letzten
zwei Birnen zu erreichen. Plötzlich liege ich unter der Leiter. Ich checke die Verletzungen.
Der Kopf ist in Ordnung. Die Hände sind in Ordnung. Aber ich fühle die Beine
nicht. Es ist wohl Schluss mit Laufen, zumindest sieht es so aus...
....
1. Februar 2013
Bei der Arbeit lerne ich die drei neuen Kennwörter für den neuen
Rechner und wie man den Drucker bedient. Nach sechs Monaten, in denen ich
Android benutzt habe, blicke ich auf Windows und habe das Gefühl, das ich komplett
unfähig bin. Ich schaffe es nur, das Postfach zu leeren und im Netz die
Formulare für die Feueralarm-Bereitschaft und die Arbeitsplatzsicherheit auszufüllen.
Als ich wieder nach Hause fahre, läuft in meinem Kopf folgender Monolog
ab:
"Ich sehe nichts, überall fahren Autos. Gut, es hält an. Aber es gibt ein anderes Auto hinter mir... Jetzt muss ich an dem
Loch in der Mitte der Straße vorbeifahren... Ich werde etwas schneller fahren... wunderbar, ich bin auf dem Fußweg."
"Leute, haltet mich nicht auf... ich muss durchfahren. Die Bremsen sind nur fürs Parken geeignet."
"Links aufpassen, ich überhole! Eine Klingel ist bei der Ausstattung
auch nicht dabei."...
.... "Dummer Hügel. Die dummen Pflastersteine." Das eine der vorderen Räder ist in einem Zwischenraum zwischen den Pfl
astersteinen stecken geblieben.
"Es macht wirklich keinen Spaß. Hilfe!"
"Ja, es wäre sehr lieb von Ihnen, mir zu helfen."
"How are you? I am fine."
"Ein elektrischer Rollstuhl ist zu teuer."
"Chto ty lyubish chitat?"
Spasibo. Vielen Dank. Thank you very much. Dekuji...
...
10. März 2013
... Das
Wetter konnte nicht schlimmer sein - es sind nur acht Grad und kurz vor
Tetschen fängt es an zu regnen. Ich habe mich doch vor Niedergrund auf das
Handbike gesetzt. Ich bin sofort nass geworden, erst von oben und nach der
Fahrt durch eine Pfütze auch von unten. Aber sonst ist es ein wunderbares
Gefühl! Das Handbike ist im Vergleich zu dem Kram, den ich in Kladruby
ausprobiert habe, sehr leicht zu steuern. Ich sitze, oder eigentlich liege ich
eher in ihm. Ich habe in dieser Stellung noch nie Sport gemacht. Ich genieße
das Gefühl, dass ich kurzzeitig nicht "die Frau im Rollstuhl", sondern eine
normale Fahrradfahrerin bin. Ich drehe die Griff e. Das Rad fährt unglaublich schnell.
Ich kann nicht nach vorne sehen und befürchte, dass ich wegen einem Loch in der
Straße leicht in der Elbe enden könnte. Mir gefällt die Fahrt sehr. Der Regen
kann dieses Erlebnis nicht verderben...
Hier ist möglich Paradiary zu kaufen oder mein Projekt zu unterstützen.